Ratgeber

Kopfläusen den Garaus machen
Läuse auskämmen ist für viele Kinder kein Spaß.

Kopfläusen den Garaus machen

Gegen das große Krabbeln

Wenn der Kindergarten oder die Schule Kopflausalarm geben, ist das kein Grund zur Panik: Ein Kopflausbefall ist bis auf das Jucken harmlos und in der Regel gut beherrschbar. Denn mit Nissenkamm und potenten Wirkstoffen aus der Apotheke kann man die Tierchen gut aufspüren und erfolgreich vertreiben.

Die Laus braucht den Menschenkopf

Kopfläuse leben ausschließlich auf Menschenköpfen. Sie sind lästig, aber harmlos, denn sie übertragen keine Krankheiten. Allerdings verbreiten sie sich von Kopf zu Kopf gerne weiter. Das hat übrigens nichts mit der persönlichen Hygiene zu tun. Kopfläuse sollen sich in frisch gewaschenem Haar sogar besonders wohl fühlen.

Haben sie einen Kopf erobert, stechen sie alle zwei bis vier Stunden in die Haut und saugen nach Blut. Der Läusespeichel juckt heftig – bei Erstbefall allerdings oft erst nach einiger Zeit. Erwachsene Läuse leben etwa vier Wochen lang. Währenddessen legt jedes Läuseweibchen ca. 150 Eier und verklebt diese kopfhautnah an den Haarschäften. Nach einer Woche schlüpfen die Larven und lassen die leeren Eihüllen (Nissen) am Haar zurück.

Damit sie schnell an ihre Futterquelle kommen, sitzen Larven und junge Kopfläuse am liebsten ganz nah an der Kopfhaut. Erwachsene Kopfläuse sind etwas wanderfreudiger: Sie dringen bis zu den Haarspitzen vor. Von dort gelangen sie auf andere Köpfe. Da sie aber weder springen noch fliegen können, geschieht das nur durch direkten Kopf-zu-Kopf-Kontakt. Zum Beispiel wenn Kinder beim Spielen die Köpfe zusammenstecken oder mit ihren Eltern auf dem Sofa kuscheln.

Fern vom Menschenkopf halten es Kopfläuse nicht lange aus. Bereits nach wenigen Stunden ohne Blutmahlzeiten sind sie zu geschwächt, um herumzukrabbeln, und sterben nach zwei bis drei Tagen endgültig ab. Deshalb ist die Übertragung durch Mützen oder Kämme nur sehr selten und nur denkbar, wenn diese Gegenstände innerhalb kurzer Zeit gemeinsam benutzt werden.

Hinweis: Kopfläuse haben nur einen einzigen Wirt: den Menschen. Tiere befallen sie nicht. Hunde, Katzen und Hamster müssen deshalb bei Entlausungsaktionen nicht mitbehandelt werden.

Ruhe bewahren und auf Laussuche gehen

Ansteckungsgefahr besteht also vor allem dort, wo Menschen eng zusammenkommen. Das ist z.B. in Kindergärten, Kitas und Schulen der Fall, wo Kinder miteinander toben und spielen. Beim eigenen Kind macht sich ein Lausbefall durch Kopfjucken bemerkbar. Häufiger werden Eltern jedoch mit einem Lausalarm aus Schule oder Kindergarten konfrontiert. Jetzt gilt es, erstmal Ruhe zu bewahren. Auch wenn der Gedanke an die krabbelnden Mitbewohner mehr als ungemütlich ist – Kopfläuse lassen sich sehr gut bekämpfen.

Zunächst muss allerdings geprüft werden, ob das eigene Kind schon Kopfläuse hat. Dazu scheitelt man die Haare an mehreren Stellen und sucht die Kopfhaut nach Larven ab. Achten sollte man auch auf die typischen klebrigen braunen Lauseier und leere Eihüllen, die Nissen. Am ehesten lassen sich diese an den Schläfen, hinter den Ohren und im Nacken aufspüren. Erwachsene Läuse findet man, wenn man die feuchten Haare mit einem dichten Kamm durchkämmt. Das geht am besten so:

  • Haare mit einer handelsüblichen Spülung anfeuchten.
  • Mit einem Läuse- oder Nissenkamm Strähne für Strähne vom Haaransatz bis zur Spitze durchkämmen.
  • Nach jeder Strähne den Kamm auf Küchenpapier ausstreichen, das ausgestrichene Material nach Larven, Eiern und Läusen absuchen. Hier ist eine Lupe hilfreich.
  • Wurden Läuse, Larven, Eier oder Nissen gefunden, müssen alle Familienmitglieder auf Läuse kontrolliert werden.

Tipp: Läuse- oder Nissenkämme gibt es aus Metall, Kunststoff oder Naturkautschuk in der Apotheke. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Zinken gerade sind und eng beieinander (< 0,3 mm) stehen. Abgerundete Ecken schonen zudem die Kopfhaut.

Weg mit der Laus – aber wie?

Gründliches Auskämmen mit dem Läusekamm eliminiert schon einen Teil der Läuse. Damit sie aber zuverlässig verschwinden, muss der befallene Kopf zusätzlich behandelt werden. Dafür werden die Kopfläuse erstickt. Zwei Verfahren stehen zur Auswahl: Neurotoxische Präparate lähmen die Atmung der Kopfläuse. Physikalische Mittel legen sich wie ein Film um die Laus, dringen in die Atemwege ein und verhindern dadurch die Sauerstoffaufnahme.

  • Zu den neurotoxischen Läusemitteln gehören die Wirkstoffe Permethrin, Pyrethrumextrakt oder Allethrin. Ihr Vorteil ist, dass sie meist schon bei einer Anwendung alle Lausstadien abtöten. Manchmal bilden die Läuse jedoch Resistenzen gegen die Wirkstoffe, d.h. die Mittel wirken nicht. Außerdem reagieren machen Menschen allergisch auf die neurotoxischen Anti-Laus-Mittel.
  • Physikalische Wirkstoffe wie Dimeticon, Neem-Extrakt oder Paraffinöl zeichnen sich durch eine gute Verträglichkeit aus, Resistenzen bilden sich kaum. Allerdings sind sie schwächer in der Wirkung, weshalb mindestens zwei Anwendungen erforderlich sind (siehe unten „Läsuefahrplan“).

Die Läusemittel gibt es flüssig als Lösungen, als Emulsionen oder als Gele. Egal welcher Wirkstoff eingesetzt wird: Der Beipackzettel muss gründlich gelesen und die Gebrauchsanweisung streng eingehalten werden, damit sich die Wirkung entfalten kann. Manche Produkte werden im feuchten, andere im trockenen Haar angewendet. Auch die erforderlichen Einwirkungszeiten unterscheiden sich, sie reichen von wenigen Minuten bis zu einigen Stunden.

Hinweis: Vorsicht, einige Präparate sind entflammbar. Bei der Verwendung darf keinesfalls geraucht werden, offene Flammen und heißes Föhnen müssen ebenso vermieden werden!

Den richtigen Läusefahrplan beachten

Unabhängig vom verwendeten Präparat empfiehlt das Robert Koch-Institut grundsätzlich eine Basis- und eine Wiederholungsbehandlung. Um alle erwachsenen Läuse, Larven und Eier zu erwischen, verläuft die Vertreibung der Kopflaus am besten nach folgendem Fahrplan:

  • Tag 1: nass auskämmen und Kopflausmittel anwenden
  • Tag 5: nass auskämmen
  • Tag 9: nass auskämmen und Kopflausmittel anwenden
  • Tag 13: nass auskämmen
  • Tag 17: nass auskämmen.

Behandelt werden sollen alle Familienmitglieder, bei denen sich beim Auskämmen ein Läusebefall gezeigt hat. Ob lausfreie Menschen des gleichen Haushalts vorsorglich mitzubehandeln sind, wird unterschiedlich beurteilt. Im Zweifel sollte man Hausärzt*in oder Kinderärzt*in dazu befragen.

Die bei der Läusekur getragene Kleidung, die verwendeten Handtücher und die aktuell genutzte Bettwäsche sollten bei 60° C in der Waschmaschine gewaschen werden. Was diese Temperatur nicht aushält oder gar nicht gewaschen werden kann (z. B. Mützen), steckt man für eine Woche in einen dicht schließenden Plastiksack. Auf diese Weise sterben bzw. verhungern die Läuse.

Kämme, Bürsten oder Haarspangen reinigt man am besten in heißer Seifenlösung. Weitere Hygienemaßnahmen sind nicht erforderlich. Auch das häufig empfohlene Tieffrieren der Kuscheltiere, das Waschen der gesamten Bekleidung im Kleiderschrank sowie ein übertriebener Hausputz sorgen nur für Stress in der Familie.

Umfeld und Kindergarten informieren!

Damit die Läuseplage gestoppt wird, ist es wichtig, die Menschen in der direkten Umgebung über den Kopflausbefall aufzuklären. Dazu gehören auch die Eltern von Vereinskameraden oder Spielfreunden des Kindes. Peinlich sein muss einem der Läusebefall nicht. Denn Läuse haben nichts mit mangelnder Hygiene zu tun. Und falsche Scham führt nur dazu, dass sich die Laus auf weiteren Köpfen verbreiten kann.

Nach dem Infektionsschutzgesetz sind Erziehungsberechtigte sogar dazu verpflichtet, den Kopflausbefall ihres Kindes dem Kindergarten oder der Schule mitzuteilen. Von dort wird dann das Gesundheitsamt informiert und die Eltern sämtlicher anderer Kinder benachrichtigt.

Nach der ersten Behandlung darf das Kind Gemeinschaftseinrichtungen wieder besuchen. Manchmal ist dafür ein Attest erforderlich. Meist reicht es aber aus, wenn die Eltern schriftlich erklären, dass sie die Läusekur wie angegeben durchgeführt haben. Voraussetzung ist allerdings, dass sie am 9. Tag eine zweite Behandlung durchführen.

Tipp: Das Läuseauskämmen ist für viele Kinder eine langweilige oder gar unangenehme Prozedur. Man kann es ihnen leichter machen, wenn man ihnen dabei vorliest oder ihre Lieblings-CD laufen lässt.

Was tun, wenn die Laus nicht weicht?

Wird der Kopf trotz Behandlung nicht lausfrei, kann das bei den neurotoxischen Wirkstoffen an Resistenzen liegen. In diesen Fällen ist der Wechsel auf ein anderes Produkt hilfreich. Viel häufiger sind jedoch Anwendungsfehler an der fehlenden Wirkung schuld:

  • zu kurze Einwirkungszeit, weil das Präparat zu früh ausgewaschen wurde
  • ungleichmäßiges Auftragen, Verwendung von zu wenig Wirkstoff
  • zu starke Verdünnung des Wirkstoffs durch Anwendung auf zu nassen Haaren
  • Aufsaugen des Wirkstoffs durch ein Handtuch, das bei der Anwendung um den Kopf gewickelt wurde.

Oft kann in solchen Fällen schon die Apotheker*in helfen. Im Zweifel wissen auch die Hausärzt*in oder die Kinderärzt*in Rat.

Manchmal besser doch in die Arztpraxis

Kopfläuse am Kinderkopf lassen sich gut in Eigenregie behandeln. Es gibt jedoch Situationen, in denen ärztlicher Rat eingeholt werden sollte. Das ist der Fall bei Säuglingen und sehr kleinen Kindern. Je nach Wirkstoff sind die Läusemittel nur für bestimmte Altersstufen zugelassen. Das am besten geeignete Mittel lässt man sich sicherheitshalber von der Kinderärzt*in empfehlen.

Auch wenn die juckende Kopfhaut schon wundgekratzt ist, sollte eine Ärzt*in sie vor dem Einsatz von Läusemitteln sicherheitshalber inspizieren. Solche Ekzeme finden sich meist hinter den Ohren, am Nacken und am Hinterkopf. Sind die Wunden offen, drohen Infektionen.

Die gleiche Vorsicht ist geboten, wenn die betroffenen Kinder an einer Hauterkrankungen leiden. Ist der Kopf von Neurodermitis oder Schuppenflechte befallen, sollte das Läusemittel z.B. keine irritierenden Duftstoffe enthalten.

Hinweis: Die Antiläusemittel Permethrin und Pyrethrum sind mit Stoffen aus der Chrysantheme verwandt. Bei Chrysanthemenallergie muss die Ärzt*in entscheiden, ob die Haare nur nass ausgekämmt werden dürfen oder ob es Läusemittel gibt, die man bedenkenlos anwenden darf.

Vorbeugende Maßnahmen

Eltern möchten ihren Nachwuchs häufig vor einem Läusebefall schützen. Das ist z.B. denkbar, wenn in der Schule Lausalarm gegeben wurde, der Kinderkopf jedoch (noch) nicht befallen ist. Auch vor einem geplanten Aufenthalt mit engem Kontakt in überfüllten Hilfseinrichtung möchten manche Menschen gerne vorbeugende Maßnahmen ergreifen.

Dafür haben sich einige Hersteller etwas einfallen lassen. So gibt es ein Läuseabwehrspray mit einem Extrakt aus Zitroneneukalyptus, das auf den Kopf gesprüht wird. Der Extrakt bildet eine Art Schutzschild um das Haar und soll dazu führen, dass die Läuse Haare nicht mehr als solche erkennen. Die Wirkung soll bis zwölf Stunden anhalten.

Ein anderes Produkt aus Dimeticon und Activdiol® wird nach der Haarwäsche ins feuchte Haar gesprüht. Es soll die Laus schädigen, bevor sie sich festsetzen und vermehren kann. Das Spray soll mindestens zweimal wöchentlich angewendet werden.

Eine Kombination aus physikalischem Läusemittel und vorbeugend wirkendem Läuseschutzfaktor ist als Shampoo in der Apotheke erhältlich. Es wird auf trockenem Haar angewendet und nach 15 Minuten Einwirkungszeit ausgespült. Vorhandene Läuse werden damit abgetötet, der Schutz vor weiteren Kopfläusen soll drei Tage lang anhalten.

Quellen: Robert Koch-Institut, Deutsche Apotheker Zeitung

| Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bildrechte: Yuko Sach/shutterstock.com
Was bringt den trägen Darm auf Trab?
Bei Verstopfung können die Sitzungen auf der Toilette lang werden.

Was bringt den trägen Darm auf Trab?

Tipps gegen chronische Verstopfung

Auch wenn eine chronische Verstopfung nicht lebensbedrohlich ist: Völlegefühl, Blähungen und schmerzhafte Toilettengänge schränken die Lebensqualität der Betroffenen oft erheblich ein. Entsprechend viele Selbsthilfe-Tipps kursieren - von Ballaststoffen über Bewegung, Biofeedback und Medikamente. Doch was hilft wirklich, um den Darm in Schwung zu bringen?

Frauen und Ältere besonders betroffen

Die chronische Verstopfung (Obstipation) ist weit verbreitet. Etwa 15% der Bevölkerung sollen darunter leiden, besonders häufig betroffen sind Frauen und ältere Menschen. Bis vor kurzem wurde die Erkrankung vor allem nach der Häufigkeit der Stuhlentleerung pro Woche definiert. Heute orientiert sich die Diagnose gleichermaßen an subjektiven Beschwerden und objektiven Kriterien. Als chronisch verstopft gilt, wer seit mindestens drei Monaten ohne Abführmittel nur selten weiche Stühle hat und unter zwei oder mehr der folgenden Beschwerden leidet:

  • klumpiger oder harter Stuhl (bei mehr als 25% der Stuhlentleerungen, gilt ebenso bei den folgenden Beschwerden)
  • starkes Pressen
  • subjektive unvollständige Entleerung
  • subjektive Obstruktion (das Gefühl eines Hindernisses im Darm)
  • Erleichterung der Entleerung mit den Fingern
  • weniger als 3 Stuhlgänge pro Woche.

Was bremst den Darm?

Warum der Darm bei manchen Menschen so träge ist, wird bisher nur in Ansätzen verstanden. Eine eindeutige Ursache liegt vor, wenn der Auslöser eine Krankheit ist. Dann spricht man von einer sekundären Obstipation. Das ist etwa der Fall bei

  • neurologischen Erkrankungen. Dazu gehören Nervenschädigungen, wie sie beim Diabetes vorkommen oder die Verletzung von Nervenbahnen durch Querschnittslähmung.
  • hormonellen Erkrankungen. Dazu zählen hormonelle Schwankungen in der Schwangerschaft oder der zweiten Zyklushälfte oder auch Hormonstörungen der Schilddrüse
  • chronischen Krankheiten wie Amyloidose oder Kollagenosen, die sich auch auf den Darm ausbreiten und ihn dadurch bremsen
  • Veränderungen, die die Entleerung direkt am Darmausgang erschweren. Dazu gehören Beckenbodenstörungen, der Analprolaps oder die Rektozele.

Liegt der Verstopfung keine Erkrankung zu Grunde, ist der Fall komplizierter. Theorien gibt es viele: So sollen faserarmen Kost oder Bewegungsmangel die Verstopfung verursachen. Auch eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme oder abrupte Änderungen der Lebensumstände werden oft für die Beschwerden verantwortlich gemacht. Allerdings gibt es bisher keine Studien, die diese Annahmen beweisen. Expert*innen gehen davon aus, dass die genannten Faktoren vor allem dann ein Auslöser sind, wenn Betroffene sowieso eine Veranlagung zur Verstopfung haben.

Hinweis: Verstopfung ist oft eine Nebenwirkung von Medikamenten. Das ist etwa der Fall bei einigen Antidepressiva (z. B. Amitryptilin, Moclobemid, Citalopram und Duloxetin), Hochdruckmedikamenten wie Betablocker und Kalziumkanalblocker, Entwässerungsmitteln und Opioiden. Auch Eisenpräparate und Protonenpumpenhemmer können verstopfen. Es lohnt sich also, die Präparate mit der Apotheker*in oder Hausärzt*in durchzugehen.

Was bringt den Darm in Schwung?

Auch wenn die Ursache für die Verstopfung nicht immer klar ist, gibt es doch erprobte Praxistipps gegen die Beschwerden. Die Basismaßnahme gegen Verstopfung ist ein geregelter Tagesablauf. Morgens sollte man in Ruhe frühstücken und danach den Toilettengang einplanen. Der Stuhlgang soll möglichst nicht unterdrückt werden – auch wenn es bisher keine Beweise dafür gibt, dass dies zu einer chronischen Verstopfung führt. An weiteren Allgemeinmaßnahmen empfehlen die Leitlinien:

  • Ausreichend trinken. Dafür reichen 1,5 bis 2 Liter am Tag. Mehr bringt nicht mehr, d.h. eine größeren Trinkmenge hat kein Effekt auf die Verstopfung.
  • Ausgewogen ernähren. Dazu gehören Quell- und Ballaststoffe, wie sie in Obst, Gemüse und Vollkornprodukten vorkommen. Sie lockern den Stuhl und beschleunigen die Darmpassage. Ein etablierter Richtwert sind etwa 30 g Ballaststoffe/Tag. In einem mittelgroßen Apfel stecken davon etwa 3 g.
  • Inaktivität vermeiden. Das gilt besonders für ältere Menschen. Dabei reichen die üblichen Alltagsaktivitäten aus, um den Darm in Schwung zu halten. D.h., nach dem Essen einen kleinen Spaziergang einzulegen, jede Möglichkeit zu gehen zu nutzen und nicht zu viel herumzusitzen. Mehr Bewegung mag aus anderen Gründen empfehlenswert sein, hat aber keine Auswirkung auf die Darmtätigkeit.

In vielen Fällen reichen diese Maßnahmen aber nicht aus, um den Darm bei chronischer Verstopfung wieder in Schwung zu bringen. Viele Menschen schaffen es auch nicht, die erforderliche Menge an Ballaststoffen über die Nahrung zu sich zu nehmen – die durchschnittliche Aufnahme liegt in Deutschland bei etwa 20 g. In diesen Fällen kommen zusätzliche Ballaststoffe wie Flohsamenschalen und Weizenkleie ins Spiel.

  • Flohsamenschalen sollte man täglich ein bis zwei Teelöffel zu sich nehmen. Diese werden in 200 bis 400 ml Wasser oder Saft angerührt. Man trinkt sie direkt oder nach kurzem Vorquellen. Eine Alternative sind pulverisierte Flohsamenschalen aus der Apotheke. Das Pulver ist feiner, leichter zu dosieren und z.T. mit Geschmacksstoffen angesetzt.
  • Auch Weizenkleie enthält viele Ballaststoffe. Pur schmeckt sie allerdings recht bitter. Am besten rührt man sie deswegen in Müsli, Quark oder Joghurt ein und lässt sie kurz quellen. 70 g Weizenkleie haben etwa 30 g Ballaststoffe in sich – also die empfohlene Tagesration. Bei der Dosierung sollten allerdings die über den Rest der Nahrung aufgenommenen Ballaststoffe berücksichtigt werden.

Sowohl für Weizenkleie als auch für Flohsamenschalen gilt: Die Ballaststoff-Booster müssen immer mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen werden, damit sie nicht den gegenteiligen Effekt haben! Bei manchen Betroffenen lösen die ungewohnten Ballaststoffe außerdem Blähungen und Bauchschmerzen aus. In diesem Fall sollte man mit einer geringen Dosis starten und diese Tag für Tag steigern.

Tipp: Auch ballaststoffreiches Obst kann die Verstopfung lindern. Besonders geeignet sind Kiwi, Mango oder Pflaumen. Voraussetzung ist allerdings, dass davon täglich zwei Portionen (insgesamt 300 g) verzehrt werden.

Einen anderen Ansatzpunkt bieten Probiotika, also Präparate mit Mikroorganismen wie Milchsäurebakterien. Diese sollen die Zusammensetzung der körpereigenen Darmbakterien (Darmflora) verbessern und so die Verdauung verbessern. Tatsächlich unterscheidet sich die Darmflora von Patienten mit Verstopfung von der Darmflora gesunder Menschen. Dennoch ist unklar, ob dieser Ansatz wirklich funktioniert. In einigen Studien konnten Probiotika die Häufigkeit der Darmentleerung zwar steigern und die Stuhlkonsistenz verbessern. Insgesamt ist die Studienlage allerdings widersprüchlich. Ein Versuch mit Probiotika schadet jedoch nicht und ist deshalb durchaus zu erwägen. Ein Erfolg sollte sich spätestens nach vier- bis sechswöchiger Einnahme einstellen

Wenn Flohsamen und Kleie nicht reichen

Wenn „sanfte“ Methoden nicht greifen, helfen oft nur Medikamente. Welche Präparate sich eignen, ist zum Beispiel davon abhängig, ob die Betroffene unter Entleerungsstörungen leidet. Das bedeutet, dass der Stuhl zwar den Enddarm erreicht, der Stuhl aber nicht problemlos abgesetzt werden kann (z.B. durch Beckenbodenstörungen). Ist das nicht der Fall, sind Abführmitteln wie Makrogol, Bisacodyl und Natriumpicosulfat die erste Wahl:

  • Macrogol ist osmotisch wirksam (es zieht Wasser in den Darm) und wirkt auf diese Weise abführend. Es wird unverändert ausgeschieden und gilt als besonders verträglich.
  • Natriumpicosulfat und Bisacodyl regen die Darmbewegungen an. Außerdem fördern sie die Ansammlung von Wasser und Elektrolyten im Darm und machen dadurch den Stuhl weicher. Ihre Wirkung tritt sechs bis zwölf Stunden nach Einnahme ein. Für die Unterstützung des morgendlichen Stuhlgangs nimmt man sie abends zu sich. Als Nebenwirkung sind krampfartige Bauchschmerzen möglich.

Die genaue Dosierung ist sehr vom Einzelfall abhängig. Eine ausführliche und individuelle Beratung gibt es in der Apotheke. Übrigens: Auch eine Langzeittherapie ist Expert*innen zufolge ausdrücklich möglich. Zu der früher gefürchteten Gewöhnung mit Wirkverlust kommt es nur äußerst selten.

Bringen die genannten Präparate kein Ergebnis, empfehlen die Leitlinien folgende Wirkstoffe:

  • Anthrachinone stimulieren den Darm wie Bisacodyl. Bei ihrer Anwendung kann es zu starken krampfartigen Bauchschmerzen kommen, häufig verfärbt sich auch der Urin.
  • Zucker und Zuckeralkohole wie z. B. Lactulose wirken osmotisch und dadurch abführend. Bei manchen Menschen lösen sie starke Blähungen und Bauchschmerzen aus. Langfristig angewendet, können sie zu Störungen im Wasser- und Elektrolythaushalt führen.

Abführmittel lassen sich übrigens auch miteinander kombinieren. Vor allem bei Präparaten mit unterschiedlichen Wirkprinzipien sind die Erfolgschancen gut. Zur Frage, welche Kombinationen sinnvoll sind, gibt es Rat in der Apotheke oder bei der behandelnden Ärzt*in.

Hinweis: Alte Hausmittel wie Glaubersalz oder Bittersalz sollte man besser meiden. Hier drohen schwere Nebenwirkungen wie Darmlähmung oder Nierenschäden. Paraffinöl ist gefährlich, weil es oft versehentlich in die Lunge gelangt und dann schwere Lungenentzündungen auslöst.

Abführhilfe über den Enddarm

Lässt sich bei Entleerungsstörungen der Stuhl nicht problemlos absetzen, helfen Zäpfchen oder Klistieren. Zäpfchen werden dafür über den Anus eingeführt. Bei Klistieren gelangt der Wirkstoff als Einlauf über ein Kunststoffröhrchen in den Enddarm. Je nach Menge entstammt er einer kleinen Tube oder einer Flasche.

Bei Zäpfchen und Klistieren gibt es verschiedene Inhaltsstoffe. Sie alle wirken schnell, d.h. innerhalb von 15 Minuten bis einer Stunde nach Anwendung, haben aber unterschiedliche Ansatzpunkte:

  • Bisacodyl erhöht die Wandspannung im Enddarm und unterstützt dadurch die Entleerung.
  • Sorbitol wirkt osmotisch (wasseranziehend) und erweicht harten Stuhl.
  • CO2-Bildner und Glycerol stimulieren den Entleerungsreflex direkt.

Hinweis: Zäpfchen und Klysmen eignen sich nicht nur bei Entleerungsstörungen. Sie nützen auch bei der „normalen“ idiopathischen Verstopfung, vor allem in der Kombination mit Abführmitteln.

Verschreibungspflichtige Medikamente

Für schwere Fälle von Verstopfung gibt es verschreibungspflichtige Medikamente. Eines davon ist Prucaloprid, das die Darmbewegungen anregt. Es erleichtert damit die Stuhlentleerung und reduziert Blähungen. Als Nebenwirkungen drohen vor allem am ersten Behandlungstag Kopfschmerzen, Übelkeit und Durchfall. Dies legt sich ab dem zweiten Behandlungstag meist wieder.

Bei Patient*innen, bei denen selbst Prucaloprid nicht wirksam ist oder das Präparat nicht vertragen wird, kommt Linaclotid zum Einsatz. Dieser Wirkstoff führt dazu, dass die Darmschleimhaut Wasser und Chlorid in den Darm sezerniert. Dadurch wird der Stuhl weicher und leichter ausgeschieden. Außerdem lindert Linaclotid Bauchschmerzen und bessert Blähungen. Nebenwirkung sind milde bis mittelschwere Durchfälle. Linaclotid ist zur Behandlung der Verstopfung zugelassen, wird aber von den Kassen nicht erstattet. Die Patient*in muss die Behandlung deshalb selbst bezahlen.

Ebenfalls verschreibungspflichtig sind Naloxon und Methylnaltrexon. Diese Substanzen verordnet die Ärzt*in, wenn die Verstopfung auf einer Schmerztherapie mit Opioiden beruht und andere Maßnahmen nicht ausreichend helfen. Sie blockieren die (unerwünschte) verstopfende Wirkung der Opiate am Darm, ohne die schmerzlindernde zentrale Wirkung aufzuheben.

Biofeedback und andere komplementäre Verfahren

Nicht immer müssen es übrigens Medikamente oder andere Präparate zum Einnehmen sein. Beruht die Verstopfung auf Beckenbodenstörungen, empfehlen Expert*innen das Biofeedback. Hierbei lernt die Patient*in, den Schließmuskel besser zu koordinieren, d.h. zum richtigen Zeitpunkt zu entspannen. Mithilfe einer Analsonde und eines angeschlossenen Messgeräts lässt sich erkennen, ob der Schließmuskel entspannt (grünes Licht) oder angespannt (rotes Licht) ist, so dass die Patient*in lernt, beide Zustände bewusst herbeizuführen.

Und auch die Alternativmedizin hat einiges im Angebot, etwa die Akupunktur. Ob sie wirklich hilft, ist allerdings nicht ganz klar. Zumindest die Ohrakupunktur, elektrische Akupunktur und traditionelle Akupunktur waren in einigen Studien erfolgreich. Da keine ernsten Nebenwirkungen zu erwarten sind, spricht nichts dagegen, das Nadeln auszuprobieren.

Bauchdecken- und Kolonmassagen werden ebenso immer wieder zur Behandlung chronischer Verstopfung empfohlen. Man massiert dabei in Richtung Darmpassage, also unterhalb des Brustkorbes entlang des Dickdarms von rechts nach links und dann nach unten. Ergebnisse aus Studien legen allerdings nahe, dass die Massagen eher subjektiv wohltuend sind und keine messbare Wirkung auf die Stuhlentleerung haben. Beruht die Verstopfung auf einer Querschnittslähmung oder einer Multiplen Sklerose, können Kolonmassagen aber durchaus hilfreich sein.

Hinweis: Häufig wird die externe Elektrostimulation zur Behandlung von Verstopfung angeboten. Die aktuellen Leitlinien geben dazu aufgrund der eingeschränkten Datenlage jedoch keine Empfehlung.

Verstopfung mit dem Skalpell lösen?

Chirurgische Maßnahmen kommen nur bei schwerster Verstopfung in Frage. Der Eingriff ist drastisch: Chirurg*innen entfernen dabei den Dickdarm und verbinden den Dünndarm direkt mit dem Enddarm (Kolektomie mit ileorektaler Anastomose). Noch seltener eingesetzt wird die Sakralnervenstimulation über einen eingepflanzten „Darmschrittmacher“. Ob und welche Patient*innen von dieser Therapie profitieren, ist noch unklar.

Quellen: Leitlinie Obstipation

| Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bildrechte: Janis Blums/shutterstock.com
Sonnenschutz beim Outdoor-Sport
Mit wasserfestem Sonnenschutz bleibt auch das Surfen ohne negative Folgen für die Haut.

Sonnenschutz beim Outdoor-Sport

Ob im Wasser oder an Land

Im Sommer machen Outdoor-Aktivitäten und Sport erst so richtig Spaß. Doch bei aller Begeisterung darf der passende UV-Sonnenschutz nicht fehlen – sonst endet das Vergnügen schnell mit einem Sonnenbrand. Zum Glück gibt es Sonnenschutzmittel, denen auch Schweiß und Wasser nichts anhaben können.

Wasserratten aufgepasst!

Ob Surfen, Segeln, Schwimmen oder Schnorcheln - auf dem Wasser ist ein guter Sonnenschutz besonders wichtig. Denn die Wasseroberfläche reflektiert die Sonnenstrahlen und macht sie dadurch noch intensiver. Selbst unter der Wasseroberfläche ist man vor Sonnenbrand nicht geschützt: In einem Meter Wassertiefe erreichen noch etwa 50% der UVB-Strahlen die Haut.

Sonnenschutz für Wassersportler*innen muss deshalb gut auf der Haut haften bleiben, d.h. er muss wasserfest sein. Dafür sorgen spezielle Darreichungsformen wie Öle, Liposome oder Lipogele. Auch hydrophobe (wasserabweisende) Wirkstoffe oder gut in der Hornschicht haftende UV-Filter führen dazu, dass der Sonnenschutz im Nassen hält.

Doch was bedeutet „wasserfest“ eigentlich genau? Für diese Angabe gibt es Kriterien: Der Sonnenschutz auf der Haut muss nach zwei Mal 20 Minuten Wasserkontakt noch mindestens die Hälfte seines Lichtschutzfaktors aufweisen. Für das Prädikat „extra wasserfest“ muss der halbe Sonnenschutz noch länger halten, nämlich vier Mal zwanzig Minuten nach dem Schwimmen oder Schnorcheln. Ganz wichtig: Auch bei wasserfesten Produkten ist das Nachcremen nach dem Baden oder Abtrocknen Pflicht.

Doch nicht nur Wassersportler*innen sollten zu wasserfesten Sonnenschutzmitteln greifen. Starkes Schwitzen führt ebenso wie Wasserkontakt dazu, dass der aufgetragene Sonnenschutz nicht mehr auf der Haut haftet und seine Wirkung verliert. Auch bei schweißtreibenden Outdoor-Sport und -Aktivitäten sind wasserfeste Sonnencremes also besonders wichtig.

Tipp: Wasserfestes Sonnenschutzmittel soll mindestens eine halbe Stunde vor dem Sport oder dem Badespaß aufgetragen werden. Nur so hat es ausreichend Zeit, in die Haut einzuziehen und beim Trocknen den Polymerfilm zu bilden, der den UV-Filter gut auf der Haut fixiert.

Lichtschutzfaktorrichtig wählen

Wasserfest und schweißresistent ist die eine Seite des Sonnenschutzes. Die andere ist der erforderliche Lichtschutzfaktor (LSF). Dieser reicht von leicht (LSF 6 bis 10) über mittel (LSF 15 bis 25) und hoch (LSF 30 bis 50) bis zu sehr hoch (LSF 50+). Welcher LSF der richtige ist, hängt vom Hauttyp und dessen Eigenschutzzeit sowie von der zu erwartenden Sonneneinstrahlung ab.

Die Eigenschutzzeit ist die Dauer, in der man sich der Sonne aussetzen kann, ohne dass die Haut rot wird (d.h., ohne dass ein Erythem entsteht). Dieser Zeitraum ist bei hellhäutigen Menschen sehr kurz, er beträgt etwa fünf bis zehn Minuten. Mithilfe des LSF wird diese Zeit verlängert. Die Formel für den UV-Schutz lautet: Eigenschutzzeit der Haut x LSF. Ein Beispiel: Benutzt eine hellhäutige Person eine Sonnencreme mit dem LSF 30, verlängert sich die Erythem-freie Zeit auf (5 bis 10 x 30) 150 bis 300 Minuten.

Expert*innen raten allerdings dazu, diese Schutzdauer nicht komplett auszureizen. Um die Haut keinesfalls zu überfordern, sollte man sich besser nach etwa einem Drittel der errechneten Zeit raus aus der Sonne und in den Schatten begeben.

Allerdings ist nicht nur der individuelle Hauttyp bei der Wahl des Lichtschutzfaktors entscheidend. Denn nicht an jedem Ort ist die Sonne gleich kräftig. Bergwandern oder Klettern erfordert generell einen höheren Lichtschutzfaktor. Denn im Gebirge ist die Intensität der UV-Strahlen besonders hoch. Liegt Schnee, reflektiert dieser die Strahlen zusätzlich. Das Gleiche gilt für Kanufahren, Segeln oder Rudern. Auch das Wasser verstärkt die gefährlichen UV-Strahlen durch Reflektionen.

Hinweis: Mit Nachcremen lässt sich der individuell errechnete Sonnenschutz nicht verlängern, aber aufrechterhalten, z.B. nach Abrieb der Creme durch Baden oder Abtrocknen. Das gilt für alle Sonnenschutzmittel, sogar für wasserfeste. Auch bei ihnen ist das Nachcremen nach dem Aufenthalt im Wasser Pflicht.

Dick und überall auftragen

Ob wasserfest oder nicht – um die volle Wirkung zu erreichen, sollte man beim Sonnenschutz nicht sparen. Für einen Erwachsenen sind zum Eincremen des ganzen Körpers etwa drei Esslöffel Sonnencreme nötig. Diese sind dann auch wirklich auf jede Stelle des Körpers aufzutragen. Zu achten ist besonders auf folgende Bereiche:

  • Stirn, Ohren, Augenlider und Nasenrücken
  • Haaransatz
  • Lippen (hier sind spezielle Lippenstifte günstig)
  • Kniekehle
  • Fußrücken

Ganz wichtig ist es auch, den Sonnenschutz unter den Rändern der Kleidung gründlich aufzutragen. Denn gerade beim Sport verrutscht die Kleidung leicht und legt dabei häufig mehr Haut als geplant frei.

Tipp: Kopfhaut eincremen heißt es für diejenigen, die ohne Mütze und mit dünnem Haar unterwegs sind. In der Apotheke gibt es spezielle wasser- und schweißfeste Produkte, die für den Kopf und andere behaarte Hautpartien bestens geeignet sind.

Gel, Milch oder Spray?

Die klassische Sonnencreme ist für den Outdoor-Sport weniger gut geeignet. Sie fettet oft, kann für einen Wärmestau sorgen und ist nicht schweißresistent. Eine gute Wahl ist sie allerdings bei sehr trockener Haut. Außerdem bewahrt sie in extremer Höhenlage oder bei starkem Wind die Haut vorm Austrocknen.

Für Wasserratten und Outdoor-Sportler*innen sind zum Schutz vor UV-Strahlen prinzipiell folgende Darreichungsformen besser geeignet:

  • Fluids, Milch oder Lotionen ziehen besonders schnell ein und verlaufen nicht. Es gibt eine ganze Reihe wasser- bzw schweißfeste Produkte in der Apotheke, z. B. aus der Reihe Anthelios® von La Roche-Posay oder Avène® von Pierre Fabre.
  • Sonnengele enthalten typischerweise keine Fette und Öle. Deshalb sind sie sehr leicht. Da sie meist ohne Emulgatoren oder Konservierungsstoffe auskommen, reizen sie die Haut weniger stark. Geeignete Produkte gibt es beispielsweise von Bayersdorf (aus der Eucerin®-Produktpalette) oder von Ultrasun, ebenfalls erhältlich in der Apotheke.
  • Sonnensprays sind praktisch, weil sie sich kurz vor dem Training oder unterwegs unkompliziert auftragen lassen. Dabei kann man sie auch über den Kopf auf Nacken, Schultern und Rücken sprühen und so schlecht zugängliche Bereiche ohne fremde Hilfe schützen. Ihre Grundlage sind dünne Emulsionen oder erfrischende Alkoholsprays. Sonnensprays werden von verschiedenen Firmen angeboten, beispielsweise von Stada (Ladival®), Galderma (Cetaphil®) und von Ultrasun.
  • Sonnenschutz-Liquids ziehen sehr gut ein und fetten nicht. Deshalb empfehlen sie sich vor allem bei dünner Behaarung im Kopfbereich und zum Schutz anderer behaarter Hautpartien. In der Apotheke sind verschiedene Produkte erhältlich, z. B. von Dermasence (Solvinea Liquid®).
  • Zum Schutz der sensiblen Bereiche Lippen, Nase und Ohren gibt es UV-Stifte. Das wachsartige Produkt wird mit dem Stift aufgetragen und dann mit den Fingern gut verrieben. UV-Sticks gibt es von fast allen namhaften Firmen.

Was Sonnensportler*innen sonst noch wissen müssen

Auch bei geeignetem Sonnenschutz sollten sich Outdoorsportler*innen an einige zusätzliche Regeln halten, um sich vor UV-Strahlen zu schützen. Dazu gehört, dass man in der Mittagssonne (also von 10 bis 15 Uhr) besser im Schatten bleibt und die direkte Sonne meidet. Vor dem Sport sollte man zudem die tagesaktuelle UV-Belastung checken. Der UV-Index wird mittlerweile in fast jeder Wetter-App abgebildet (z.B. bei wetteronline.de).

Die richtige Bekleidung bewahrt ebenfalls vor Sonnenbrand und Folgeschäden. Generell schützen dunkle Farben mehr als helle, und Kunstfasern mehr als Baumwolle. Der Kopf freut sich über eine gutsitzende Schirmmütze oder Baseballkappe, am besten mit zusätzlichem Nackenschutz.

Wer regelmäßig stundenlang in der Sonne (oder im oder auf dem Wasser) sportelt, sollte überlegen, sich spezielle, UV-Strahlen abwehrende Funktionskleidung zuzulegen. Diese z.T. TüV-geprüften Textilien bieten einen extrem hohen Lichtschutz und sind für die verschiedensten Outdoor-Aktivitäten von Klettern über Wandern bis hin zum Wassersport konzipiert.

Auch die Augen können unter UV-Strahlen leiden. Aber Vorsicht, Billigsonnenbrillen lassen die UV-Strahlung meist passieren. Das ist dann besonders gefährlich: Je dunkler die Gläser, desto stärker öffnen sich die Pupillen und desto mehr schädliche UV-Strahlen dringen ins Auge ein. Aus diesem Grund sollte man beim Kauf der Sonnenbrille darauf achten, dass diese über einen Breitband-UV-400-Filter verfügt und damit alle UVA, -B und -C-Strahlen abblockt. Damit die Brille durch Schweiß oder Bewegung nicht verrutscht, muss sie außerdem sehr gut sitzen. Eine Alternative sind spezielle Sportbrillen mit verstellbarem, elastischem Brillenband.

Quelle: Deutsche Apotheker Zeitung 2020;29:48

| Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bildrechte: Dudarev Mikhail/shutterstock.com
Schwere Beine leichter machen
Schwache Venen können auch beim Wandern stören.

Schwere Beine leichter machen

Tipps bei Venenschwäche

Schwere Beine, die nach längerem Stehen anschwellen oder schmerzen, Wadenkrämpfe, Spannungsgefühle oder Kribbeln im Unterschenkel: Dahinter steckt häufig eine Venenschwäche. In frühen Stadien lassen sich die Beschwerden gut mit Bewegung, Kompressionsstrümpfen und pflanzlichen Wirkstoffen aus der Apotheke lindern. Erst bei größeren Problemen ist die Venenchirurg*in gefragt.

Wenn das Blut nicht fließen kann

Die chronisch venöse Insuffizienz – auch Venenschwäche oder Venenleiden genannt – ist eine Erkrankung der tiefen Beinvenen. Das sind die Venen, die eingebettet in der Muskulatur liegen und das Blut zum Herzen transportieren. Bei einer Venenschwäche ist dieser Abfluss gestört, Ursache dafür sind meist Schädigungen der sogenannten Venenklappen.

Venenklappen muss man sich als kleine Ventile im Inneren der Venen vorstellen. Sie sorgen dafür, dass das Blut auf seinem Weg von „unten“ nach „oben“ nicht zurückfließt. Sind sie beschädigt oder abgenutzt, funktioniert dieser Rückfluss-Schutz nicht mehr – das Blut kann in Richtung Fuß absacken, anstatt Richtung Herz abzufließen. Mehr Blut in den unteren Venen heißt, dass sich der Druck dort erhöht. Der ständige Druck auf die Wand des Blutgefäßes führt dazu, dass die Gefäßwände durchlässiger werden und Blutbestandteile und Flüssigkeiten in das umliegende Gewebe austreten. Vor allem bei langem Stehen oder nach einem anstrengenden Tag wird der Unterschenkel dann dick, spannt und schmerzt.

Fließt das Blut nicht richtig ab, zeigt sich das auch an den Venen an der Körperoberfläche. Sie zeichnen sich verdickt und geschlängelt unter der Haut ab. Im frühen Stadium zeigen sich zunächst „nur“ Besenreiser und Krampfadern. Weil sich auf Dauer aber auch winzige Blutgerinnsel bilden, ist die Durchblutung erschwert. Die Haut wird dann nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgt. Im weiteren Verlauf entstehen durch die Minderversorgung dann typische Hautveränderungen bis hin zu Ekzemen und Geschwüren.

Warum Venen schlapp machen

Die Ursachen für die chronisch venöse Insuffizienz sind vielfältig. Schon die normalen altersbedingten Veränderungen führen dazu, dass die Venen und ihre Wände schwächer werden. Manche Menschen haben auch eine genetisch veranlagte Bindegewebsschwäche, weshalb ihre Venenklappen und Venen früher „schlapp“ machen. Die Hormonumstellung in der Schwangerschaft begünstigt die Entwicklung einer Veneninsuffizienz ebenso wie Übergewicht, Rauchen oder eine unausgewogene Ernährung.

Besonders schädlich für die Venen ist eine vorwiegend sitzende Lebensweise. Auch langes Stehen im Beruf und Bewegungsmangel setzen den Venen zu. Der Grund ist, dass dann die sogenannte „Muskelpumpe“ nicht arbeitet. Die tiefen Beinvenen sind nämlich von der Beinmuskulatur umgeben. Bei Bewegung ziehen sich die Muskeln wie eine Pumpe in kurzen Abständen zusammen und entspannen sich. Auch die Venen werden dabei zusammengedrückt und das Blut Richtung Herz gepresst.

Hinweis: Hinter Spannungsgefühlen, Schmerzen, Schwellungen und Juckreiz in den Beinen stecken nicht immer eine Venenschwäche. Deshalb sollte man bei diesen Beschwerden unbedingt eine Ärzt*in aufsuchen, damit diese z. B. eine periphere arterielle Verschlusskrankheit, eine Nerven-, Nieren- oder Herzerkrankung ausschließt.

Venengesunde Lebensweise

Die Behandlung der Venenschwäche richtet sich nach dem Ausmaß der Beschwerden. Sind Füße und Unterschenkel nur gelegentlich abends leicht angeschwollen, hilft manchmal schon eine venengesunde Lebensweise. Das beinhaltet:

  • Flache Schuhe tragen, weil hohe Absätze die Arbeit der Muskelpumpe behindern.
  • Mehr Bewegung in den Alltag einbauen, z. B. Treppen laufen anstatt die Rolltreppe oder den Aufzug zu benutzen, mit dem Fahrrad statt mit dem Auto zur Arbeit fahren. Während langer Auto- oder Bahnfahrten spätestens alle zwei Stunden eine Bewegungspause einlegen.
  • Öfter mal die Beine hochlagern, um den Rückfluss des Blutes zu erleichtern. Beim Sitzen sollte der Winkel zwischen Körper und Oberschenkel mehr als 90° betragen. Zwischendurch immer mal wieder Zehen und Füße bewegen.
  • Regelmäßig kalte Beingüsse, Kaltwaschungen oder Wassertreten durchführen, um die Durchblutung zu fördern.
  • Einschnürende Kleidung vermeiden.
  • Nicht mit übereinander geschlagenen Beinen sitzen.
  • Sport treiben! Ausdauersportarten wie Schwimmen, Wandern, Nordic Walking, Radfahren und Tanzen sind dabei besser geeignet als Kraftsport.
  • Warme Wannen- und Sonnenbäder meiden, weil diese Wärme die Gefäße zusätzlich erweitet.
  • Gesund ernähren. Alkohol erweitert die Gefäße, Nikotin fördert Thrombosen. Beides ist schlecht für die Venen.

Tipp: Besonders hilfreich ist es, spezielle Venengymnastik zu machen. Zehen rhythmisch anheben, auf die Fußspitzen stellen und der Storchengang sind gute Übungen. Es gibt auch anschauliche Angebote im Internet. Sie finden sich unter dem Stichwort „Venengymnastik“ online und auch auf YouTube.

Kranken Venen von außen Druck machen

Oft reichen diese Basismaßnahmen nicht aus, um die Beschwerden zu lindern. Dann ist es Zeit für die Kompressionstherapie. Dabei wird den Venen von außen mit speziellen Strümpfen Druck gemacht. Weil die Strümpfe die Venen zusammenpressen, können die Gefäßwände durch den Staudruck von innen nicht aussacken und das Blut fließt leichter ab.

Es gibt die Strümpfe in verschiedenen Ausführungen vom Wadenstrumpf bis zur Strumpfhose und in vier verschiedenen Kompressionsklassen. Strumpfart und -länge werden von der Ärzt*in bestimmt und verschrieben. Die Kompressionsklasse richtet sich nach dem klinischen Befund, z. B. wie ausgeprägt die Ödeme (Schwellungen) und die Hautveränderungen sind.

Kompressionsstrümpfe sind ausgesprochen wirkungsvoll – allerdings nur, wenn sie konsequent getragen werden. Das heißt: von morgens nach dem Aufstehen bis zum Zubettgehen sowie zu jeder Jahreszeit, also auch, wenn es draußen warm ist. Doch nicht einmal jeder Zweite, der eine Kompressionstherapie benötigt, trägt seine „Gummistrümpfe“. Oft liegt das daran, dass schon das Anziehen problematisch ist. Hier helfen folgende Tipps:

  • Das Anziehen eines Kompressionsstrumpfes muss man sich genau zeigen lassen. Gute Anleitungsvideos gibt es auch im Internet, Stichwort „Kompressionsstrümpfe“.
  • Manche Frauen erleichtern sich das Anziehen, indem sie unter dem Strumpf einen Nylonstrumpf tragen.
  • Spezielle Textil- oder Gummihandschuhe verbessern den Griff und damit sowohl das Anziehen als auch das Verteilen des speziellen Strumpfgewebes.
  • Dehngestelle und -systeme sind ebenfalls eine Hilfe beim Anziehen. Diverse Hersteller bieten diese an. Auch platzsparende Gleithilfen wie Rollmanschetten oder Gleitsocken sind zum Anziehen von Gummistrümpfen entwickelt worden.
  • Wenn das Anziehen gar nicht funktioniert, kann die Ärzt*in auch zwei Strümpfe niedrigerer Kompressionsklasse verschreiben, die dann übereinander angezogen werden.

Vor allem im Sommer ist vielen Betroffenen das Tragen von Kompressionsstrümpfen unangenehm. Auch hier lässt sich abhelfen:

  • Strümpfe mit offener Fußspitze sind bei warmen Temperaturen angenehmer.
  • Die im Kompressionsstrumpf verpackten Beine lassen sich gut mit speziellen Kühlsprays aus der Apotheke oder einfach mit kaltem Wasser abkühlen.
  • Es gibt auch Kühlgels, die vor dem Anziehen der Strümpfe auf das Bein aufgetragen werden.

Hinweis: Vorsicht mit normalen fett- und ölhaltigen Pflegeprodukten an Füßen und Beinen. Sie führen nach dem Auftragen oft zum Rutschen der Kompressionsstrümpfe. Zur Pflege der strapazierten Haut sind spezielle Cremes, Lotionen und Schäume in der Apotheke erhältlich.

Gefäße von innen abdichten?

Als begleitende Therapie empfehlen Venenexpert*innen auch Medikamente. Die Präparate enthalten meist Flavonoide, Aescin, Rutoside oder Ruscogenine, die z. B. aus rotem Weinlaub, Rosskastaniensamen, Beeren des Mäusedorns oder Blättern des gelben Schnurbaums stammen. Diese Pflanzeninhaltsstoffe sollen Leckagen („kleine Löcher“) der Venen von innen abdichten. Sie verhindern zwar nicht, dass die chronisch venöse Insuffizienz sich weiter verschlechtert. Sie können aber die Beschwerden wie Spannungsgefühl, Ödeme und Schwere in den Beinen bessern.Man braucht dafür allerdings etwas Geduld: Bis die pflanzlichen Mittel ihre Wirkung entfalten, dauert es etwa drei bis fünf Wochen.

Bei der Therapie mit pflanzlichen Medikamenten ist die Beratung durch die Ärzt*in oder Apotheker*in wichtig. Es sollten nur Präparate eingenommen werden, die behördlich zugelassen und deren Inhaltsstoffe in klinischen Studien geprüft worden sind.

Hinweis: Oft werden zur Behandlung schwacher Venen auch Salben mit Extrakten aus Rosskastanie & Co. empfohlen. Als kühlende Gele mögen sie eine gewisse Linderung entfalten. Für eine abdichtende Wirkung auf die Venenwände liegen jedoch keine Daten aus klinischen, zeitgemäßen Studien vor.

Hier muss die Chirurg*in ran

In ausgeprägten Fällen muss eine chronische Veneninsuffizienz chirurgisch behandelt werden. Dafür gibt es verschiedene Verfahren. Allen Eingriffen liegt die Idee zu Grunde, die beschädigten Venen aus dem Blutkreislauf zu entfernen.

Bei der Verödung spritzt die Ärzt*in ein flüssiges Verödungsmittel oder Schaum in die erweiterte Vene. Dadurch wird eine Entzündung hervorgerufen, und die Venenwände verkleben und verschließen sich. Die Vene wird nicht mehr durchblutet. Auch Hitze verschließt durch Entzündung und Verklebung erweiterte Venen. Sie kommt bei der Laser- und der Radiofrequenztherapie zum Einsatz. Ein weiteres Verfahren ist das Venenstripping. Dabei entfernt die Ärzt*in erweiterte Venen ganz oder teilweise – je nach Befund.

Es gibt auch venenerhaltende Operationsverfahren. Man kann zum Beispiel eine Kunststoffmanschette so um eine erweiterte Vene legen, dass ihre Klappe wieder schließt. Solche Operationen werden allerdings in Deutschland eher selten durchgeführt.

Ebenfalls chirurgisch eingreifen muss man, wenn die durch die chronische Insuffizienz entstandenen Hautgeschwüre nicht mehr abheilen. Hier gibt es verschiedene Techniken, die geschädigten Hautpartien zu entfernen und mit einem Stück Haut aus dem Oberschenkel des Patienten wieder abzudecken.

Quellen: Bruhn C, DAZ 2017, 22: S 32, Schlenger R, DAZ 2019, 12: S 46

| Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bildrechte: Fineart1/shutterstock.com